Verbrennungsmotor, Brennstoffzelle oder doch Batterieantrieb? Die Gretchenfrage der E-Mobilität polarisiert und eine richtige Antwort darauf hat auch niemand so wirklich. Die deutschen Automobilhersteller drohen, die Verkehrswende zu verschlafen, während Tesla als junges Start-Up international auf dem Vormarsch ist. Joachim Becker von der SZ schaut sich das Märchen von der Elektromobilität genauer an.
Verkehrte Welt
Welche Antriebsalternative ist die beste? Darüber wird in Deutschland leidenschaftlich gestritten. Doch im Alltag ist von einer Verkehrswende noch nicht viel zu spüren
Hightech-Märchen gehen so: Die Erfinder des Autos übernehmen den zehnten Teil eines Start-ups. Für 50 Millionen Euro, was in der Weltwirtschaftskrise 2009 nicht wenig Geld war. Besonders für eine Elektro-Klitsche, die nur ein paar Fahrzeuge von zweifelhafter Qualität gebaut hatte. Zehn Jahre später ist die inhabergeführte Firma fast hundert Milliarden Euro wert – ungefähr doppelt so viel wie Daimler. Die Stuttgarter könnten den Spekulationsgewinn von zehn Milliarden Euro gut gebrauchen. Doch sie haben ihre Tesla-Anteile längst verkauft. So groß war ihr Glaube an die Elektromobilität dann doch nicht.
Die Geschichte der verpassten Chancen geht noch weiter, mitten in die alte Autowelt des BMW-Stammwerks hinein. Dort, wo München im Rhythmus der Blechpressen und Hubkolben marschiert. Und wo Strategen die Elektrozukunft ähnlich früh vorgedacht hatten wie Tesla-Boss Elon Musk. Was sie im ersten Stock der Feuerwehrwache entwickelten, blieb lange Zeit ein Geheimnis. Ein feiner Sportwagen mit dem weiß-blauen Propeller auf der Haube war es jedenfalls nicht. Die Münchner trauten Batterieautos nicht zu, wirklich sexy zu sein. Und so sah der i3 dann auch aus.
Das Problem ist, dass die Hundertjährigen der Autoindustrie nach 15 Jahren noch immer keine schlüssige Antwort auf Tesla gefunden haben. Der fast hysterische Börsenhype um die Kalifornier wird für sie zur ernsten Gefahr. 2009 musste Mercedes den Newcomern noch Zugang zum eigenen Lieferantennetzwerk verschaffen. Sonst wäre das Tesla Model S wohl nicht so erfolgreich geworden.
Mittlerweile stehen den Kaliforniern beinahe unbeschränkte Mittel zur Verfügung. Maxwell Technologies, einen Hersteller von Superkondensatoren, haben sie Volkswagen kürzlich direkt vor der Nase weggekauft – und einfach mit Aktien bezahlt. Insider gehen davon aus, dass Tesla mit den Maxwell-Patenten eigene Batteriezellen der nächsten Generation bauen wird. Die Marke ist zum Inbegriff einer Welt geworden, in der nicht 18 Prozent der klimarelevanten Abgase aus dem Straßenverkehr stammen. Mehr Zukunft (und Markenstärke) sind kaum möglich. …
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