Wie nachhaltig und ökologisch ist Künstliche Intelligenz eigentlich?

Wie nachhaltig und ökologisch ist Künstliche Intelligenz eigentlich?

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Dass der Mensch mit seinem Verhalten einen immensen ökologischen Fußabdruck in der Welt hinterlässt, ist mittlerweile beinahe allgemeiner Konsens. Wer jedoch denkt, dass er beispielsweise mit dem Verzicht auf Papier und einer primären Nutzung von PCs und Notebooks umweltfreundlich und CO²-neutral lebt, täuscht sich leider. Adrian Lobe von der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG hinterfragt die Nachhaltigkeit von Maschinen und ob KI vielleicht das größere Problem für das Klima darstellt.

Cyberfossiler Kapitalismus

Wenn Maschinen lernen, erzeugen sie einen ökologischen Fußabdruck. Warum wir eine neue Ökologie der Intelligenz brauchen

Es liegt in der Logik des World Wide Web, dass der aus dem Norwegischen importierte Begriff Flugscham just in jenen Tagen einen Höhenflug auf Google erlebte, als man hitzig über das Klima diskutierte. Das belegen Daten von Google Trends. Der politische Begriff machte über ein Medium Karriere, das selbst den Klimawandel anheizt. Zumindest wenn man Forschern glaubt.

Im Jahr 2009 rechnete der Harvard-Physiker Alex Wissner-Gross aus, dass eine Google-Suche sieben Gramm CO² verursacht. Das entspricht etwa der Hälfte der Energie, die man für das Aufkochen einer Kanne Tee benötigt (nach Angaben von Google produziert eine typische Suchanfrage lediglich 0,2 Gramm CO²). Bedenkt man, dass Google pro Tag 3,5 Milliarden Suchanfragen verarbeitet, kommt hier eine beträchtliche Menge klimaschädlicher Gase zusammen. Google war also so etwas wie der Durchlauferhitzer einer moralisch induzierten Selbstgeißelung. Die Tatsache, dass der Begriff der Flugscham durch die heiß laufenden Server auf einer Flughöhe gehalten wurde, verweist nicht nur auf eine Verdopplung der Welt in digitale Strukturen, wie sie der Soziologe Armin Nassehi in seinem Buch „Muster“ beschreibt, sondern auch auf eine Art ontologische Externalität der digitalen Gesellschaft, also die Produktion eines Phänomens durch dessen Erforschung. Je mehr man sich auf Twitter oder Facebook über die Klimaleugner echauffiert, desto mehr erhitzt sich das (Diskurs-)Klima und desto mehr wird das Phänomen verstärkt. …

Ganzen Artikel „Cyberfossiler Kapitalismus“, Adrian Lobe, Süddeutsche Zeitung vom 07.10.2019, bei medienport.de Fachpublikationen lesen

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