Klettern in Zeiten von Corona

Klettern in Zeiten von Corona

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Not macht bekanntlich erfinderisch. Die Corona-Krise zwingt viele Angestellten ins Home Office und nach Feierabend dazu, in den eigenen vier Wänden zu bleiben. Für Sportbegeisterte kann das schnell zur Qual werden. Titus Arnu, SÜDDEUTSCHE ZEITUNG, hat ein paar Tipps und Ideen gesammelt, wie Sie sich auch in Ihrer Wohnung sportlich verausgaben können.

Klettertour durch die Küche

Während Quarantäne und Homeoffice bleiben sportliche Aktivitäten auf der Strecke. Doch die Fitness-Not macht erfinderisch.

Die Corona-Krise vereinsamt und verunsichert nicht nur, sie versteift und verfettet auch. In Zeiten von Homeoffice und Quarantäne fallen die meisten sportlichen Aktivitäten flach. Fitnessstudios, Fußballvereine, Schwimmbäder, Kletterhallen und Yogastudios haben bis auf Weiteres geschlossen. Der Deutsche Alpenverein appelliert an Bergsportler: „Bitte gehen Sie in der momentanen Situation nicht in die Berge – und unternehmen Sie insbesondere keine schwierigen und langen Touren!“ Es geht laut DAV-Präsident Josef Klenner darum, alpine Notfälle zu verhindern und dadurch das Rettungswesen und das medizinische System nicht unnötig zu belasten.

Man sitzt also den ganzen Tag vor seinem digitalen Endgerät und bekommt im Minutentakt eine Katastrophenmeldung nach der anderen, was einen geistig und körperlich zum Erstarren bringt. Gerade jetzt würde doch Bewegung guttun! Die wenigsten Leute verfügen über ein privates Hallenbad, eine Kletterwand oder ein Fitnessstudio im Haus. Wer einen Garten hat, kann sich eine Weile mit Umgraben, Bepflanzen des Frühbeets, Kompost durchsieben, Rasen vertikutieren und Holzhacken beschäftigen. Das fördert das Gefühl, autark zu sein und bringt den Kreislauf in Schwung. Aber wenn das alles erledigt ist? Oder wenn man in einer kleinen Stadtwohnung ohne Balkon lebt und nicht raus darf? Dann sind Phantasie und Selbstmotivation gefragt.

Kraft- und Ausdauerübungen ohne Geräte, die nur mit dem eigenen Körpergewicht funktionieren, erfreuen sich auch in seuchenfreien Zeiten großer Beliebtheit. Sie heißen Freeletics oder Calisthenics. Im Prinzip braucht man dazu nur eine Gymnastikmatte und eine passende App. Das Trainingsprogramm Cyberobics stellt Workout-Videos für die eigenen vier Wände zur Verfügung – von Yoga über Cardio-Training bis zu intensivem Muskeltraining. Die Entwickler haben nun bekanntgegeben, dass die App kostenlos freigeschaltet wird, um allen Menschen die Möglichkeit zu geben, „sich während einer Extremsituation ein Stück Normalität zu bewahren“. Der Heimsportler hat die Wahl zwischen „Sixpack Attack“ mit Ben Booker, „Boot Camp“ mit James „The Beast“ Wilson, „Ballet Fit“ mit Andrea Speir und 40 weiteren Hüpf-, Pump- und Schwitz-Kursen, bei denen man live am Bildschirm mitturnen kann.

Es geht aber auch ganz ohne App. Der Neu-Ulmer Fitnessgeräte-Hersteller Hammer hat eigenen Angaben zufolge 2,8 Millionen Kunden, die Crosstrainer, Rudergeräte, Profi-Kraftstation und andere Fitnessgeräte gekauft haben. Ein großer Teil davon endet mutmaßlich als Staubfänger und Wäscheständer. Wäre jetzt nicht die ideale Zeit, den alten Hometrainer zu ölen und täglich 20 Minuten auf der Stelle zu treten? Oder sich selber einen zu basteln?

Auf Instagram posten erfindungsreiche Hobbysportler ihre improvisierten Indoor-Fitnessstationen. Ein Südtiroler Radsportler des Ortler Bike Marathon-Teams etwa hat sich mit einem Nudelholz, Spanngurten und Holzscheiten ein Rollgerät für sein Mountainbike gebaut, er kurbelt seine Kilometer nun eben zuhause herunter. Und Tonny Valenzuela, Fitnesstrainer und Bergsportler aus Barcelona, zeigt auf Instagram, wie er eine Klettertour durch seine Küche absolviert und das Bücherregal in voller Bergsteigermontur abstaubt.

Fitnesstraining lässt sich übrigens sehr gut mit Haushaltstätigkeiten verbinden, von Extrem-Staubsaugen über Power-Bügeln bis Cardio-Wischen. Und wer sich technisch dazu in der Lage sieht, kann die Energie, die auf dem Hometrainer erzeugt wird, für das Homeoffice nutzen. Bei Nerd-Plattformen wie 2000Watt0Hz kann man Bauanleitungen für einen muskelbetriebenen Fahrrad-Generator studieren. Der technische Aufwand ist relativ bescheiden: Man braucht ein Fahrrad, einen Rolltrainer zum Aufbocken, einen Elektromotor und ein paar Elektronik-Bauteile. Mit so einem selbst gebauten Fitness-Kleinkraftwerk verliert man Kalorien – und kann gleichzeitig das Smartphone für die nächste Videokonferenz mit den Kollegen aufladen.

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