Der Wurm in meinem Burger

Der Wurm in meinem Burger

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„Schleimig, jedoch vitaminreich!“ – Das meinte schon Simba im Disney-Film „Der König der Löwen“ und ernährte sich als eigentlich carnivorer Löwe von da an nur noch von Insekten. Wie ist das aber bei uns Menschen? Wollen wir anstatt saftigen Hackfleischs wirklich gemahlene Buffalowürmer und anstatt Weizenmehl in unseren Kuchen zerriebene Insektenlarven essen? In exotischen Ländern gehören bodennahe Vielbeiner längst zum Inventar der Speisekarten, aber ob sich der Trend auch in Europa durchsetzen wird, ist fraglich. Anne Goebel, SÜDDEUTSCHE ZEITUNG geht der Sache mit Koch und Foodstylist Hans Gerlach auf den Grund.

Da ist der Wurm drin

Die Zukunft unserer Ernährung hat einen knapp anderthalb Zentimeter langen Körper, einen flachen Kopf, eine dunkle Färbung und braune Fühler. Nein, der Schwarze Mehlkäfer, Tenebrio molitor, ist nicht gerade eine Schönheit, und bisher ist er den Menschen auch eher unangenehm aufgefallen, als sogenannter Vorratsschädling in Mehl und anderen Getreideprodukten. Doch neuerdings hat sich die robuste Kreatur aus der Ordnung der Coleoptera in schicken Foodblogs und Rezeptsammlungen eingenistet. Besser gesagt: ihre Vorstufe. Die Larven des Käfers nämlich, wegen ihrer länglichen Form Mehlwürmer genannt, werden gerade zur Lieblingszutat einer kulinarischen Nischenbewegung – dem Kochen mit Insekten.

Denn das ist nach Einschätzung von Trendforschern das nächste ganz große Thema beim Essen. Genau genommen befinden wir uns schon mittendrin. „Insect Food“ oder, wie der Fachbegriff lautet, die Entomophagie, also der Verzehr von bodennahen Vielbeinern, ist keine Utopie mehr, sondern eine Welle, auf der immer mehr Anbieter mitreiten. Eiweißriegel aus gemahlenen Grillen oder Snacktüten mit gerösteten Larven haben es vom Sortiment obskurer Online-Shops in die Supermarktregale von Lidl, Metro und dm geschafft. Und ausnahmsweise ist das ja auch ein Nahrungsmittel-Trend, der nicht bloß hip klingt, sondern konkrete Ziele im Blick hat: die Verbesserung des Weltklimas durch weniger Fleischkonsum. Die Schonung von Umwelt und Ressourcen, weil Insekten sich ohne großen Aufwand züchten lassen und sie uns mit Eiweiß versorgen könnten, ohne dass wir darüber Nachhaltigkeitsdebatten führen müssten. So viel Bodenhaftung lässt sich von Worthülsen wie „Healthy Hedonism“, angeblich auch eine gerade sehr angesagte Ernährungsmode, oder von dem Tamtam um die schlank machende Schokoladenfrucht Schwarze Sapote nicht behaupten. Da geht es eindeutig um den Hype – bei Mehlwurm und Grille hingegen geht es um Größeres. Was bedeutet, dass sich eine Frage umso dringender stellt: Schmeckt das denn wirklich? Ist zum Beispiel das Mehl aus Insektenlarven eine nicht nur nahrhafte, sondern kulinarisch sinnvolle Option für Kuchen und Brot, oder wird der Genuss bislang eher von Marketingexperten und Weltrettern herbeigeredet? …

Lesen Sie den ganzen Artikel „Da ist der Wurm drin“, Anne Goebel, SÜDDEUTSCHE ZEITUNG vom 24.08.2019 , bei SZ.de

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